Langeooger Verbandsvorsitzende holen Energieberater auf die Insel

Unternehmer sind Menschen, die etwas unternehmen, um die Dinge auf den Weg zu bringen. Ganz in diesem Sinne sind die drei Vorsitzenden der Langeooger Unternehmerverbände Holger Schwede (Handwerk), Olaf Hube (Einzelhandel) und Ralf Deeling (Dehoga) jetzt mit gutem Beispiel vorangegangen. Auf ihre Initiative hin besuchte Anfang März der Ingenieur und Energiegutachter Horst Zöller für zwei Tage die Insel, um aufsuchende Energieberatungen für Langeooger Unternehmen durchzuführen.
Was allen drei Initiatoren wichtig war: „Wir machen das nicht nur für uns“, so Ralf Deeling, „sondern vor allem auch für unsere Mitgliedsbetriebe, um das Angebot einmal zu testen und unsere Erfahrungen in unsere Verbände hineinzutragen.“ Getestet haben die Langeooger Verbandsvorsitzenden die beiden kostenfreien Beratungsformate „Impuls Solar“ und „Impuls Klimaneutralität“, die von der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) in Zusammenarbeit mit zertifizierten Energieberatern angeboten werden.

„Beratung war gut“
Vier weitere Inselbetriebe schlossen sich spontan an. Insgesamt konnten schließlich sechs Langeooger Unternehmen beraten werden, da ein Teilnehmer kurzfristig absagen musste. Energiegutachter Horst Zöller, Mitarbeiter des Ingenieurbüros Robert Schimweg aus Bremerhaven, nahm sich jeweils rund zwei Stunden Zeit, um vor Ort die Immobilien in Augenschein zu nehmen und die Gespräche zu führen.
Das Fazit von Tischlermeister Holger Schwede fällt positiv aus. „Die Beratung war gut. Wir werden voraussichtlich rund 90 Quadratmeter Photovoltaik auf unsere Hallen aufbringen. Den Erneuerbaren gehört die Zukunft. Sonne und Wind gibt es immer und es ist absehbar, dass diese Quellen auf Dauer günstiger sein werden als alles andere.“ Für Ralf Deeling, Inhaber des Restaurants „In’t Dörp“ in der Barkhausenstraße, könnte sich ein Energiespeicher rechnen. Die jährlichen Stromkosten des Lokals bewegen sich im hohen fünfstelligen Bereich. „Das liegt natürlich an den ganzen Küchengeräten, die wir brauchen. Klar denken wir über die Senkung unserer Energiekosten nach.“
Olaf Hube hat sein Geschäft, die Buddelei Urlaubsmoden Langeoog, ganz auf nachhaltige und kreative Mode ausgerichtet. „Ich mache hier aus Überzeugung mit“, sagt er. „Für den Umweltschutz und natürlich auch, um Geld zu sparen.“ Rund 15 Prozent machten die Energiekosten an seinen Gesamtkosten aus, erklärt Hube. „Wir haben schon eine Menge getan und zum Beispiel unsere Beleuchtung schon vor längerer Zeit komplett auf LED umgestellt. Jetzt wollen wir einfach mal sehen, was noch möglich ist.“
Zusammen vertreten die drei Verbandsvorsitzenden etwa 45 Betriebe. „Die Zahl der Unternehmen auf Langeoog ist allerdings deutlich größer“, stellt Olaf Hube klar. „Es sind ja nicht alle in einem Verband organisiert. Wenn wir von denen jemanden erreichen können, freut uns das aber genauso.“
Kosten und Emissionen senken
Beratungsbedarf gibt es auf jeden Fall. Der durchschnittliche europäische Strompreis für Unternehmen lag 2024 bei 18,7 Cent pro Kilowattstunde. Deutschland lag mit 23,3 Cent pro Kilowattstunde 25 Prozent darüber. Am teuersten war der Strom laut Eurostat in Irland mit 25,6 Cent pro Kilowattstunde. Den niedrigsten Preis zahlten Unternehmen in Island mit 8,6 Cent. Hinzu kommt: Gas wird aller Voraussicht nach immer teurer werden. Zum 1. Januar ist der CO2-Preis von 45 Euro auf 55 Euro pro Tonne gestiegen. Die stufenweise Erhöhung soll dazu beitragen, die CO2-Emissionen von Gebäuden und im Verkehr zu verringern. Für Energiegutachter Horst Zöller ist deshalb klar: „Wir können viel reden, zum Schluss ist entscheidend: Es muss etwas getan werden!“
Der Initiative der Unternehmensvertreter angeschlossen hatten sich außerdem die Bäckerei Remmers, das Fuhrunternehmen Eckhardt und die Firma Schreiber Bau. Jannes Remmers hat seine Bäckerei, die Backstube Remmers, aufgrund des hohen Energiebedarfs schon durch und durch auf Energieeffizienz getrimmt – von der Photovoltaikanlage auf dem Dach bis zur Backfolge seines Sortiments. Mitgemacht hat er trotzdem. Seine Motivation: „Ich fand die Aktion gut und wollte das einfach gern unterstützen. Und letzten Endes kann man immer etwas dazulernen.“
Wiebke Freye, gemeinsam mit ihrem Bruder Onnen Schreiber Geschäftsführerin der Schreiber Bau GmbH, freute sich gleichfalls über die Möglichkeit der Energieberatung vor Ort. „Wir wollten schon ewig mal ran an das Thema Solaranlage“, sagt sie mit einem Blick auf das Firmendach, „aber im Tagesgeschäft ging das immer unter.“ Die Energiekosten des Familienbetriebes zu senken ist für sie nur ein Aspekt. „Wir machen das auch aus Verantwortung für unsere Kinder.“ -ut-