Ulli und Waltraut sind ein eingespieltes Team

Seit 50 Jahren gibt es den Kiosk am Hundestrand – bald stellt sich die Nachfolgerfrage

Zwischen Inselmitte und Hundestrand, gleich hinter der katholischen Kirche, ist „Ulli’s Kiosk“ seit 50 Jahren zu finden.Schon seit einem halben Jahrhundert ist der Kiosk hinter der katholischen Kirche zwischen Inselmitte und Hundestrand eine feste Institution für Langeoog-Urlauber. Zwischen Ostern und dem Ende der Herbstferien gibt es hier neben kiosktypischen Produkten auch kleine Snacks, Strandartikel und Postkarten zu kaufen.

Es ist die herzliche Art und Weise von Inhaberin Ulrike Petrovic und ihrer langjährigen Mitarbeiterin Waltraut Hunger, warum die Gäste immer wieder vorbei schauen, einen Klönschnack halten und dabei auf der windgeschützten und zum Teil überdachten Terrasse eine Pause einlegen. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagen die beiden Damen, die sich blind verstehen, wenn Kundschaft erscheint und Essen in der Küche zubereitet werden muss. „Wir können den Verkauf und die Küche parallel bespielen und uns aufeinander verlassen“, sagt Ulrike Petrovic. Jeden Tag mit im Kiosk ist auch Günther. Der viereinhalbjährige Mischling ist Ullis Liebling und genießt die beständige Nähe zum Frauchen.

Von „Uschi“ zu „Ulli“
1974 wurde der Kiosk von Ursula Frerichs eröffnet. Musste der hölzerne Verkaufsstand zum Saisonende des ersten Jahres ab- und im nachfolgenden Frühjahr wieder aufgebaut werden, ­änderte sich dies bereits 1975. Nach dem Tod ihres Ehemannes erhielt Ursula Frerichs die Genehmigung für einen ganzjährigen Betrieb. Davon profitiert heute auch Ulrike Petrovic. Die damalige Mitarbeiterin einer Apotheke, heute würde man pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) sagen, wagte 2003 den Schritt in die Selbstständigkeit und übernahm den Kiosk von Ursula Frerichs, die mit 67 Jahren den beruf­lichen Nagel an die Wand gehängt hat.„Bei den Erwachsenen sehr beliebt“ sei die Spitztüte mit gemischtem Weingummi, sagt Ulrike Petrovic.

Doch bis auf den Namen änderte sich nichts. Der Innenraum wurde renoviert und aus dem Kiosk „Bei Uschi“ wurde „Ulli’s Kiosk“. Das bewährte Sortiment und Angebot wurde nicht ­angetastet. So gibt es natürlich Süßigkeiten, kalte und warme Getränke, Postkarten (mit Briefmarken!), Strandspielzeug, Zeitschriften und Tabakwaren sowie kleine Snacks wie den beliebten Milchreis mit Zimt und Zucker, überbackene Baguettes oder leckere Pfannkuchen. Und für den Fall der Fälle sind auch Pflaster bei Ulrike Petrovic und ihrer Mitarbeiterin Waltraut Hunger zu bekommen.

Eine seit Jahren ungebrochen besonders hohe Nachfrage gibt es nach losen Süßigkeiten aus in der Spitztüte. Bei „Ulli’s Kiosk“ gibt es noch die „gemischte Tüte für einen Euro“, die viele der Kunden aus der eigenen Schulzeit und aus dem Schwimmbad kennen. „Diese Tüten sind der Renner bei Erwachsenen. Wir kommen kaum mit dem Nachbestellen nach“, freut sich Ulrike Petrovic.

Besondere Momente
Mischlingsrüde „Günther“ darf bei Ulrike Petrovic nicht fehlen. Er gehört schon fast zum Inventar des Kiosks.Und es sind die besonderen Momente, die dem Team Ulli und Waltraut in lebhafter Erinnerung bleiben. „Vor 25 Jahren hat ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen auf der Terrasse bei meiner Vorgängerin Uschi geheiratet. Kürzlich kam das Paar mit den Trauzeugen wieder zu uns, um die Silberne Hochzeit zu feiern“, erzählt Ulrike Petrovic. Den Möglichkeiten, wie die Terrasse genutzt werden kann, sind halt kaum Grenzen gesetzt.

In diesem Jahr feiert der Kiosk sein 50-jähriges Jubiläum. Ein besonderes Präsent bekam Ulrike Petrovic im Mai von Karl-Heinz Jung. Der fertigte ein neues Schild „Anno 1974“ an, das an der Außenwand gleich unter „Ulli’s Kiosk“ seinen Platz fand und den kaputten Vorgänger ersetzte.

Doch so freudig dieser Geburtstag auch ist, ein bisschen sorgt sich Ulli um ihre Nachfolge für den Kiosk. „Zwei bis drei Jahre möchte ich hier noch arbeiten, aber dann ist für mich Schluss.“ Daher ist sie, wenn auch noch ganz ohne Zeitdruck, bereits heute auf der Suche für einen geeigneten Kandidaten oder eine geeignete Kandidatin. Denn für Ulrike Petrovic ist wichtig, dass der Kiosk in konkurrenzloser Lage auch nach ihr weiterhin eine Anlaufstelle und ein Treffpunkt für Insulaner und Gäste bleibt.

Was Ulrike Petrovic nach Übergabe ihres Kiosks am meisten fehlen wird? Vermutlich der direkte Blick auf den Wasserturm. „Aus unserer Perspektive hat man den schönsten Ausblick auf das Wahrzeichen der Insel.“

-utk-