Strandkorb ohne Strand

AG Fairtrade-Insel Langeoog stellt Strandkorb in die Nordsee, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen

Strandkörbe sind an der See ein beliebtes Fotomotiv. Malerisch stehen sie am Strand, das Meer im Hintergrund. Auf Langeoog ist das Mitte September anders gewesen. Jedenfalls für einen Strandkorb. Am späten Vormittag des 17. Septembers stand er für über eine Stunde in der Nordsee und auf seiner Sonnenblende: „Schöne Grüße von Langeoog 2050.“

Der Grund für den Standortwechsel des Korbes und die Reise Zukunft war die Faire Woche. Sie wird seit mehr als 20 Jahren vom Verein „Forum Fairer Handel e. V.“ organisiert. Dieses Jahr fand sie deutschlandweit vom 13. bis 27. September zum zweiten Mal unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ statt. Thema: Klimagerechtigkeit.

„Klimawandel, faire Produktions- und Handelsbeziehungen hängen zusammen“, sagt Frank Niemeier, Sprecher der AG Fairtrade-Insel Langeoog. Die Arbeitsgruppe hat sich daher in diesem Jahr für eine Mitmach-Aktion rund um den im Meer stehenden Strandkorb entschieden, denn der Anstieg des Meeresspiegels betrifft auch die Nordsee.

Hineinsetzen, Selfie machen, posten – der Strandkorb in der Nordsee sorgte für Infomaterial, Gesprächsstoff und zahlreiche Fotos. Langeoogliebhaberin Britta Schnakenwinkel – seit 23 Jahren kommt sie auf die Insel – hatte sich extra den Wecker gestellt, um die Aktion nicht zu verpassen. „Ich verkleide mich als Oma“, war ihr erster Impuls, als sie davon hörte. Dann entschied sie sich doch für einen Pullover mit dem Aufdruck Langeoog, um die Fotoaktion zu unterstützen.

Ende August hatte bereits ein Probelauf stattgefunden, bei dem eine Postkarte entstand, die die Mitmach-Aktion beworben hat. Damit sie umgesetzt werden konnte, bekam die AG Fairtrade-Insel Langeoog Unterstützung durch den Inselfotografen Deff Westerkamp, Strandmeister Marc Prochatschek und Klimaschutzmanager Thomas Hönscheid. Beide von der Inselgemeinde und von der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) am Aktionstag durch Tamara Angele, Axel Schönig und Wolfgang Schlotzig.

Frank Niemeier freut sich, dass sie mit ihrer Aktion viel Aufmerksamkeit erhalten haben und dadurch die unterschiedlichsten Menschen erreichen konnten. „Unser Hauptziel ist mehr Publicity für den Fairen Handel zu bekommen und das hat mit der unkonventionellen Aktion gut geklappt.“

Weitere Aktionen auf Langeoog
Vor dem Rathaus hat sich das Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Langeoog am Nachmittag des 17. Septembers mit einem Infostand zum Thema Klimagerechtigkeit an der Fairen Woche beteiligt. „Mit unserem Stand möchten wir auf die drängenden Probleme, die mit klimatischen Veränderungen einhergehen, hinweisen, und wir wollen aufzeigen, was wir alle dazu – neben und mit dem Fairen Handel – ganz praktisch zur positiven Veränderung beitragen können. Denn Erzeugung, Verarbeitung und Transport von Handelsgütern aus aller Welt sind wesentliche Faktoren, die von uns vor Ort durch bewusste Entscheidungen bei und durch unseren eigenen Konsum beeinflusst werden können“, so Bärbel Kraus von den Langeooger Grünen.

Anwesend war auch Olaf Hube, Inhaber des Modegeschäfts Buddelei. Er hatte eine selbstentworfene Installation aufgebaut, die spielerisch Fragen zum Klimawandel und den Auswirkungen auf die Nordsee beantwortete.

Auch die Kirchengemeinden auf Langeoog haben das Thema der Fairen Woche aufgegriffen: In der katholischen Kirche St. Nikolaus ist die Abendmesse am Gedenktag Hildegard von Bingen, am 17. September, gehalten worden. Die Äbtissin, Kirchenlehrerin und Mystikerin hatte als Heilkundige eine intensive Verbundenheit zur Schöpfung – die Messe stand zusätzlich unter dem Schwerpunktthema „Fair. Und kein Grad mehr!“ In der evangelisch-lutherischen Inselkirche hat es am 22. September einen Predigt-Gottesdienst zum Thema der Fairen Woche gegeben. Im Anschluss lud das Team vom Eine-Welt-Laden (EWL) zum Gespräch und Austausch ins Foyer des Beiboots ein – bei fair gehandelten Keksen und Kaffee.

-jeg-