„Ich bin eine Lottokugel“

Vom Inselpastor zum Superintendenten: Pastor Neumann verlässt Langeoog

Spaß und Fröhlichkeit gehören für Inselpastor Christian Neumann zum Gottesdienst dazu. Am 2. Juli wird er um 15 Uhr seinen Abschiedsgottesdienst in der Inselkirche halten. © Marion Voß Dass er als Pastor einmal ein Rennen von Plastikenten moderieren würde, hätte Christian Neumann nicht gedacht. Bei der Veranstaltung, die von den vier Langeooger Serviceclubs für den guten Zweck organisiert wird, schwimmen 1.500 Badeentchen um die Wette. Der Inselpastor war von Anfang an als Moderator dabei. Diesen Sommer wird es die Benefizveranstaltung zum sechsten Mal geben. Dann allerdings ohne ihn. An dem Tag werde der Regionalbischof verabschiedet, da könne er nicht kommen, sagt er. Und dann ist es so, dass er nach fast neun Jahren auf der Insel, am 2. Juli seinen letzten Arbeitstag hat: Um 15 Uhr wird er seinen Abschiedsgottesdienst halten. Denn Christian Neumann wird neuer Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Norden. Am 20. August wird er offiziell in sein neues Amt eingeführt.
„Ich bin jetzt eine Lottokugel“, sagte er kürzlich zu seiner Frau. „Ich bin einer von 49 Superintendenten der Landeskirche.“ In seiner neuen Position werde er Vorgesetzter für 24 Pastoren sein, durch den Kirchenkreis touren und selbst eine Viertel-Pfarrstelle in der Ludgeri-Kirchengemeinde in Norden haben. Er sei dann in einigen Straßenzügen für Taufen, Trauungen und Beerdigungen zuständig. „Ich bin ja immer gerne Gemeindepastor gewesen“, betont er. Im nächsten Jahr wird der 49-Jährige sein 20. Jubiläum haben.

Vom Oberharz auf die Insel
Bevor er Inselpastor auf Langeoog wurde, war Christian Neumann zehn Jahre lang Gemeindepastor im Oberharz. „Ich hatte das Gefühl, alles gemacht zu haben, was man machen kann“, sagt er. Er hielt nach einer neuen Stelle Ausschau „mit dem gewissen Etwas“. Eines Tages sagte seine Frau, „Langeoog ist ausgeschrieben.“
Nach dem Kennenlerngespräch auf der Insel bewarb er sich. „Das Bauchgefühl war klar. Den Schritt haben wir nie bereut und wussten immer, dass es die richtige Entscheidung war.“ Zehn Tage vor dem Umzug auf die Insel, wurde ihr zweites Kind geboren; inzwischen sind sie zu fünft.

Arbeit als Inselpastor
Was es heißt, auf einer Insel zu leben, könne man sich im Vorfeld nicht vorstellen, sagt er. Anfangs habe er die Sekretariatsarbeit übernommen, weil es niemanden dafür gab. Er habe selbst Klavier in den Gottesdiensten gespielt, als die Kantorenstelle unbesetzt war. Und auch das Loch für Urnen-Beisetzungen habe er selbst schon ausgegraben.
Die Arbeit als Inselpastor sei ein Spagat zwischen kleiner insularer Gemeinde und einer sehr großen Anzahl Urlauber. Der stetige Wechsel der Sonntagsgemeinde, nicht zu wissen, wen er bei der Predigt vor sich habe, sei nicht ganz einfach. Auch sei der Gottesdienst nach dem Segen nicht vorbei, darauf müsse man gefasst sein. „Völlig unbekannte Menschen geben dir eine Rückmeldung“, schildert er – und es habe sehr viele gegeben. Worüber er sich freut: „Ich konnte ausprobieren, was ich wollte und es hat immer funktioniert.“ Oft sagten ihm die Menschen, dass die Gottesdienste so ein Kirchentagsgefühl geben würden, etwas Leichtes, Beschwingtes. „So ist das immer“, war dann seine Antwort. Er selbst ist aus den Gottesdiensten jedes Mal bereichert rausgegangen.

Insulare Hilfsbereitschaft
Am wenigsten erahnt habe er, dass Insulaner so ansprechbar sind für Mitarbeit: „Sie sind unglaublich hilfsbereit, egal welchen Alters. Darunter auch viele, die keine Gemeindemitglieder sind. Das war eine der größten Überraschungen, dass die Inselgemeinde so funktioniert“, sagt er.
Die Vertrauensbibliothek im Beiboot laufe, ohne dass er was machen müsse. Das Team des Eine-Welt-Ladens habe eine große Streukraft und unterstütze mit den Erlösen die Technikerschule CET in Burkina Faso. Mit Kantorin Olga Persits und Küster Dominique Seifert sei es ein „tolles Zusammenarbeiten.“ Die Menschen werde er vermissen.

„Anständig Abschied nehmen“
Über die letzten Arbeitswochen auf der Insel sagt er: „Du musst dich ja überflüssig machen. Was durch meine Hände geht – von der Vermietung der Räume im Beiboot, also technische Dinge, bis hin zu Beisetzungen und Seelsorge, all das muss geregelt werden.“ Bis eine Nachfolge gefunden werde, übernehme Heinz Behrends die Vakanz.
Was Christian Neumann wichtig ist, ist „anständig Abschied nehmen. Den Menschen, den ich dankbar bin, meinen Dank zeigen. Der Schritt von der Insel zu gehen, ist genauso groß wie auf die Insel.“ Langeoog sei für ihn und seine Familie eine prägende Zeit gewesen. „Ich hoffe, dass ich den Abschied so schaffe, wie im Harz.“ Damals sei es sehr fröhlich zugegangen.

-jeg-