„Gelb“ oder „Rot“? Die Wahrheit liegt auf der Straße …

Jahresboßeln des Langeooger Boßelclubs „van’t Pad aff“ am 25. Januar 2025

Das Boßeln, Ostfrieslands Nationalsport, hat auch auf der Insel seine überzeugten Anhänger. Dies belegt das aktuelle Spielprotokoll des Boßelclubs „van’t Pad aff“ deutlich. Langeoogs vermutlich älteste aktive Boßelgruppe, die ihren vermutlich 35. Geburtstag feierte, legte sich erneut mächtig ins Zeug. Was der vorliegende Bericht zeigt, der sich am besten mit einem Augenzwinkern liest.

Boßel
Boßelwettstreit des Clubs „van’t Pad aff“: Während Hajo Sanders (2.v.r.) für die Gelben zum Wurf antritt, behält Grogwart „Nüßi“ (3.v.r.) vom Team „Rot“ vorsichtshalber den Versorgungswagen im Auge. (Alle Fotos: Boßelteam)

Wer kennt sie nicht, die Qualen nach Wahlen? Die wichtigste Wahl in diesem Jahr wurde bereits am Samstag, 25. Januar 2025 getroffen: Gelb oder Rot, Locke oder Norderriff, Sieg oder Niederlage. Der Saisonhöhepunkt des weltberühmten Langeooger Boßelclubs „van’t Pad aff“ stand an. Zum wahrscheinlich 35-jährigen Jubiläum traf sich fast alles, was Rang und Namen im Boßelsport hat.

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Die Teilnehmerliste …
las sich wie ein „Who’s who“ der Boßelszene: Dirk Dollmann, der nach England verkaufte „Global Head of Bossel“, war genauso dabei wie der Amsterdamer Boßel-Vivaldi Hajo Sanders, der eigens für die Langeooger Meisterschaft den „Elfsteden-Kloot“ in Holland hatte ausfallen lassen. Die Boßelsparte des HSV konnte in diesem Jahr mit Jörg und Merle Lühring lediglich zwei Asse abstellen, ohne die fußballerischen Ambitionen des Vereins gänzlich aus den Augen zu verlieren. Das Jahrhunderttalent Ole „The Hammer“ Lühring musste aus terminlichen Gründen absagen – Vertragsverhandlungen mit „Fleu Herut“ Liverpool verhinderten die Teilnahme.
Vom Erstligisten aus Bremen wieder dabei waren Deichgraf Hauke Krebs nebst Gefolge von Neeltje und Carlotta, die mit ihrer verfeinerten Binnendiek-Trainingsmethode am Seedeich ihre Vorteile ausspielen konnten. Als rheinisches Zweigestirn kaschierten „Boßel-Loreley“ Eva und Thorsten „Nüßi“ Neehuis ihren Trainingsrückstand durch die starke Motivationsformel „Sanddorngrog für alle“. Auch die Braunschweiger Löwen Claudia und Jens „Mäc“ Hapke waren in diesem Jahr wieder extrem bissig. Sie sollten der eigentliche Grund für die Anwesenheit der zahlreichen internationalen Spielerbeobachter sein. Und trotz einjähriger Verletzungspause ließ es sich das friesische Naturtalent Karina Ziersch nicht nehmen, dem Boßelcup 2025 ihren Stempel aufzudrücken.
Schwer vermisst wurde in diesem Jahr Carsten Dörr, der „Straßenhobel von Rastede“. Derzeit am Boßel-Arm leidend, war er im Aufbautraining und wünschte den Teams einen fairen Wettkampf. Gleichfalls verhindert war Boßel-Queen Sonja Dollmann, die zusammen mit ihren Zofen Mia und Emma einen Nachwuchswettkampf im Buckingham Palace (mit den Kindern von William und Kate) organisierte. Sie arbeitet für 2026 an einem Comeback.

Boßel
Nicht vom Siegerpodest, sondern von unterwegs grüßen die friedlich vereinten Boßel-Akteure (jeweils von links nach rechts). Untere Reihe, stehend: Jens „Mäc“ Hapke (Team „Gelb“), Claudia Hapke (Team „Rot“), Eva Neehuis (Rot), Jörg Lühring (Rot) und Deff Westerkamp (Gelb); mittlere Reihe: Hauke Krebs (Gelb), Thorsten Neehuis (Rot), Hajo Sanders (Gelb), Dirk Dollmann (Rot) und Karina Ziersch (Rot); oben: Carlotta (Rot), Neeltje Krebs (Gelb) und Merle Lühring (Gelb).

Der Anwurf rollte pünktlich …
um 13.30 Uhr über das holperige Langeooger Straßenpflaster. Und wer von den neutralen Zuschauern glaubte, Team „Rot“ als letztjähriger Sieger hätte diesmal leichtes Spiel, sah sich getäuscht. Von Anfang an entbrannte ein Duell auf Augenhöhe, keinem Team wurde etwas geschenkt. Zwar ging Team „Rot“ um Captain Dirk Dollmann kurzzeitig in Führung, das wurde aber durch den Kampfgeist von Team „Gelb“ um Kapitän Deff Westerkamp bis zur Pause am Deichschart egalisiert.
Nach kurzer Einkehr im Deichcafé und einer wärmenden Stärkung mit einem vitaminreichen friesischen Aufbaugetränk, dargereicht von Grogwart „Nüßi“, wartete die eigentliche Herausforderung der diesjährigen Boßelstrecke: der von frenetischen Fans beider Lager gesäumte Seedeich. Auch in diesem Jahr wurde er für den einen und anderen zum sportlichen Offenbarungseid. An diesem grasgrünen Bollwerk sind schon so manche Boßelträume zerschellt.
Noch waren beide Teams gleichauf. Aber während sich Team Rot auf seinem Vorjahressieg auszuruhen schien, bewährte sich neben den Bremer Deichsportakrobaten vor allem die Braunschweiger Schwinge, die niemand so beherrscht wie „Mäc“. Auch diesmal boßelte er wieder schneller als sein Schatten. Vereinzelte Ausrutscher der Teamkollegen blieben folgenlos.

Boßel
Team „Gelb“ um Captain Deff (2.v.r.) bejubelt seinen Sieg. Wie im Vorjahr unbeeindruckt zeigt sich – als Unparteiischer – der Hund (r.).

„Gelb“ zieht davon – eine Analyse
Team Gelb hatte aus dem Einbruch im letzten Jahr gelernt und war mental gereift. So fiel Schöt up Schöt und schnell stand es 6:2. Doch während man voriges Jahr die Korken vorschnell hatte knallen lassen und noch verloren hatte, wurde in diesem Jahr neben den Tassen auch die Konzentration hochgehalten.
Ein Jahr lang war die Niederlage von Team Gelb aufgearbeitet und in wochenlangen Videoanalysen die Ursache ergründet worden. Technikschulung, Mentaltraining und Ernährungsumstellungen sorgten für die richtige Vorbereitung auf das wichtigste Sportereignis des Jahres. Das sollte sich auszahlen: „Es war eine sportliche Meisterleistung, die in ihrer Professionalität einmalig war“, gaben sich Insider schon vor Schluss der Partie sicher.
Team Rot raufte sich noch einmal zusammen und konnte den Rückstand, nicht zuletzt durch die ein und andere Cäciliengroder Kelle von Karina, noch verkürzen. Doch die Niederlage ließ sich nicht mehr abwenden. Und so endete der sportliche Saisonhöhepunkt mit 8:5 für Team Gelb.
Die Zuschauer standen Kopf: Team Gelb wurde frenetisch gefeiert, unzählige Autogramme wurden geschrieben und Champagnerflaschen geköpft. Selbst der Bundespräsident ließ es sich nicht nehmen, unmittelbar nach Spielende dem Siegerteam zu gratulieren. Überschattet wurde die Veranstaltung indes durch die anonymen Aussagen eines Whistleblowers: Der stach Pläne des saudischen Sportministeriums durch, den Langeooger Boßelcup 2026 im Rahmen eines langjährigen und hochdotierten Vertrags nach Saudi-Arabien zu holen. – Sämtliche Boßler dieses Tages waren sich der globalen Tragweite ihrer Leistungen bewusst. Sie wollten das Angebot am Abend bei Grünkohl und Pinkel im „In’t Dörp“ noch einmal prüfen … -Deff Westerkamp-