„Es braucht die Menschen“

Initiative zur nachhaltigen Lebensweise auf Langeoog trifft sich alle drei Wochen

Die Wiese mäht Uwe Garrels seltener als früher, sticht die Kanten auch nicht mehr ab. Das Laub lässt er auf den Beeten liegen. Und die Terrassen hat er verkleinert, um mehr Platz für Pflanzen zu schaffen. Im Garten gibt es schon lange einen Komposter, der nun auch für seine Feriengäste da ist. Vor etwa einem Jahr hat der ehemalige Bürgermeister Langeoogs, der seit Jahrzehnten als Wattführer arbeitet, begonnen, für mehr Nachhaltigkeit in seinem Leben zu sorgen.
Nachhaltige Lebensweise: Uwe Garrels nutzt die Forke nicht nur, um als Wattführer seinen Gästen einen Wattwurm zu zeigen, sondern auch, um seinen Kompost für den eigenen Humus umzugraben. „Wir leben in einem endlichen System“, sagt er. Ohnmacht entstünde durch all die Nachrichten zur Klimaveränderung. Doch der Satz: „Ich kann ja sowieso nichts tun“, ist Quatsch, davon ist er überzeugt. „Wir haben ein globales Problem, das man nur vor Ort lösen kann. Die Politik muss sich dieses Problems annehmen, aber jeder einzelne muss es auch angehen. Es braucht die Menschen. Ich muss mich auf den Weg machen. Veränderung gehört zum Leben. Wenn man das akzeptiert, verliert man auch die Angst. Es hat sich immer alles geändert. Gut ist, wenn man Ansprechpartner hat, in Kommunikation gehen kann“, sagt er, „um Rat, Ermutigung und Hilfe zu bekommen.“
Das sei für ihn auch der Grund gewesen, Ende März zu einem ersten Treffen im Haus der Insel einzuladen. Die Initiative hat er „Aufbruch Langeoog 2023 – eine Wegesuche zu einer nachhaltigen Lebensweise“ genannt.
Zu siebt tauschten sie sich über die Themen Ernährung, Müll, Abfallvermeidung und Energie aus. „Nachhaltigkeit funktioniert als Gemeinschaftsprojekt“, ist sich Uwe Garrels sicher. ­Eineinhalb Stunden hätten sie bei diesem ersten Treffen zusammengesessen. Jeder habe erzählt, warum er gekommen sei, welches Thema ihn beschäftige. Geplant sei, sich alle drei Wochen zu treffen, auszutauschen und zu schauen, wer was umsetzen könne. „Die Leute sollen merken, was wichtig für sie ist und sich dann auf den Weg machen. Es hat keinen Sinn, Menschen zu überreden. Ich möchte lieber etwas mit Leuten zusammen machen, die freiwillig dabei sind“, unterstreicht Uwe Garrels.
Treffpunkt seit Mitte April ist die Inselschule. Beim vergangenen Treffen wurde sich als erstes Schwerpunktthema auf die Ernährung konzentriert. „Bei der Ernährung ist auch die Entsorgung, die CO2-Bilanz, die Verpackung ein großes Thema. Daher werden wir uns damit nun auseinandersetzen, das war uns allen wichtig“, erklärt Uwe Garrels. Er selbst hat seit einer Weile seine Ernährung umgestellt hat: Viel Obst und Gemüse, regionale Produkte kauft er ein; Kräuter baut er im Garten an. „Ich bin froh, die Umstellung gemacht zu haben. Ich habe kaum noch Verpackungsmüll, da ich meist alles unverpackt kaufe. Ansonsten kann ich alles kompostieren. Fleisch esse ich kaum noch, dafür viel Rohkost und halbrohes Gemüse – das bekommt mir total gut“, sagt er.
Eine nachhaltige Lebensweise bedeutet für ihn auch, dass er weniger konsumiert: „Klamotten brauche ich für den Rest meines Lebens kaum noch zu kaufen“, sagt der 68-Jährige. Außerdem wolle er im Garten mit seinen Nachbarn die Durchgänge zu den Grundstücken öffnen, weil es so „kommunikativ“ einfacher sei, sich zu treffen. Gleichzeitig freut er sich über die Tiere, die nun in seinem naturnahen Garten auftauchen – drei Frösche sind ihm kürzlich begegnet.
Seine individuelle nachhaltige Lebensweise ist für ihn „Lebensfreude“. Es mache ihm Spaß. Für ihn sei es eine Bereicherung und er gehe optimistisch an die Dinge heran. Die Begeisterung weiterzutragen sei ihm wichtig, um Verbindungen, Lerneffekte zu schaffen, wie er sagt. „Ob die anderen es haben wollen, ist die andere Frage.“

-jeg-

Inselbewohner, die Interesse haben, sich in die Initiative einzubringen, können sich an Uwe Garrels (Telefon: 0151 42173189) wenden oder zum nächsten Treffen am 5. Mai 2023 um 19.30 Uhr in die Inselschule kommen.