Baustellenrunde

Mit dem Rad von Baustelle zu Baustelle – für Tischlermeister Holger Schwede ein ganz normaler Arbeitstag

Balkonsanierung im Dauerregen. Tischlermeister Holger Schwede und sein Mitarbeiter Frank Ostermann sind froh über die Abdeckung, die die Dachdecker gelassen haben. Ihnen selbst hätte der Regen nicht so viel ausgemacht, dem Werkzeug schon, erwähnt der Inhaber der Langeooger Tischlerei Schwede.

Holger Schwede und sein langjähriger Mitarbeiter Frank Ostermann (r.) auf dem sanierungsbedürftigen Balkon. Ihr Handwerk ist Millimeterarbeit. Die Materialien: vielfältig. Vor Ort hatte Frank Ostermann das Holz zugeschnitten. Profilholz, Lärche, grau lasiert für die Seitenwände. Eine sogenannte Ortgangverkleidung aus Blech wird er noch oberhalb der Verkleidung am Dach anbringen, damit Regenwasser besser abfließen kann. Außerdem wird er auf dem knapp drei Quadratmeter großen Balkon noch eine Tür für den Verschlag anfertigen. Erneuert hat er auch den Boden: Mit Mörtel hat er ein rund zweiprozentiges Gefälle zum Abfluss auf dem Betonboden ­hergestellt, eine Unterkonstruktion gebaut und WPC-Terrassendielen verlegt. Die Dielen sind aus einem Holz-Kunststoff-Gemisch (WPC – Wood Plastic Composite). „Es ist leicht zu reinigen, robust und splittert nicht. Durch den hohen Holzanteil sieht es natürlich aus“, erklärt Holger Schwede die Gründe für den Einsatz des Werkstoffes.

Große und kleine Baustellen
Wenn er seine Baustellenrunde macht, ist Holger Schwede auf der autofreien Insel entweder mit der E-Karre oder auf seinem E-Bike unterwegs. An diesem Nachmittag besucht er insgesamt fünf Baustellen mit dem Fahrrad. Sie sind alle rund um den Ortskern verteilt und in wenigen Minuten zu erreichen. Der Einbau von Fenstern gehört auch zu den Aufgaben der Tischlerei Schwede.

Der gebürtige Langeooger hat sein Fahrrad vor einem inseltypischen Backsteinhaus abgestellt. Es ist das sanierte Mitarbeiterhaus eines Hotels mit mehreren Wohnungen. In einer streicht Holger Schwede mit der Hand über eine Zimmertür. Die Optik, die Haptik – das sei fast wie Holz, sagt er beeindruckt. Und auch kleinere Sanierungsarbeiten erfreuen ihn: Im Treppenhaus ist am Treppengeländer noch der ursprüngliche Holzhandlauf, dem sein Alter nicht anzusehen ist. Sie haben ihn bereits abgeschliffen. Jetzt muss er nur noch geölt werden. In dem Gebäude haben sie auch neue Fenster eingesetzt. So wie in einem Hotelneubau.

Viele Fenster seien es gewesen; wie viele, das müsse er nachzählen. Was er aber noch genau weiß, ist, dass sie schwer waren. „Wir mussten sie mit vier Mann reinheben.“ Es sei eine „unheimliche Schlepperei“ gewesen. Eingebaut hatten sie auch die Haus-, Wohnungs- und Zimmertüren.

Elf Quadratmeter – so groß ist der Raum, in dem Marco Böhm den Vinylboden verlegt. Rund einen Tag braucht er dafür.Auf der nächsten Baustelle, einem Ferienhaus, verlegt Marco Böhm gerade einen Klick-Vinylboden. „Vinyl ist strapazierfähiger als Laminat. Und wenn man läuft, ist es leiser, außerdem fühlt es sich wärmer an“, erklärt er. Rund einen Tag braucht er für den elf Quadratmeter großen Raum. Etwas friemelig sei es unter der Heizung, ansonsten aber recht unkompliziert zu verlegen, so Böhm.

Eine andere Herausforderung bewältigt sein Kollege Florian Uphoff. In einer Maisonettewohnung hat er Einbauschränke und eine Küche nach Maß eingebaut. Aufwendig sei der Schrank unter der Treppe gewesen. „Da ist es meist krumm und schief“, sagt er über die Millimeterarbeit. Millimeterarbeit: ein Einbauschrank nach Maß.

Florian Uphoff gehört zu den sieben Mitarbeitern der Tischlerei Schwede. Im September wird ein junger Insulaner seine Ausbildung in der Werkstatt beginnen und auch Holger Schwedes Sohn wird als Tischler in das Familienunternehmen eintreten. Der Tischlermeister selbst hat vor vielen Jahren das Unternehmen von seinem Vater übernommen. Er freut sich, dass die Familie und sein Team in diesem Oktober ein Betriebsjubiläum feiern können. Dann gibt es die Tischlerei seit 60 Jahren auf Langeoog.

-jeg-